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      Mein Beruf:

Am 15. Mai 1977 wurde ich in der St. Andreas - Kirche Thale ordiniert.

Aus Anlass des 25-jährigen Jubiläums erschien in der Mitteldeutschen Zeitung Quedlinburg nachfolgender freundlicher Artikel:

Von Berlin in die Provinz: Ursula Meckel ist seit 25 Jahren Pastorin im Harz

14. Mai 2002

Von unserem Redakteur

Hendrik Kranert

 

Thale/MZ

Sie ist gerade aus dem Urlaub gekommen. Braungebrannt. "Ich will dahin, wo die Sonne scheint", sagt Ursula Meckel. Oft genug hat die Thalenser Pastorin mit trüben Tagen zu tun. Mit den trüben Tagen ihrer Mitmenschen. Mit deren Problemen, Sorgen, Nöten. Aber auch mit ihren Freuden. Vom Trauungs- zum Beerdigungsgespräch. "Das ist spannend, aber auch anstrengend." Ihre e-Mails kommen meist gegen zwei Uhr morgens bei den Empfängern an.

Ursula Meckel findet das nicht ungewöhnlich: "Nachts kann ich wenigstens in Ruhe arbeiten." Denn da klingelt das Telefon der Pastorin nicht mehr. Meistens zumindest.

Sie versteht sich als Seelsorgerin im besten Sinne des Wortes. "Es fasziniert mich, mit ganz vielen unterschiedlichen Menschen umzugehen." Es war ein Grund für ihren Wunsch, Theologie zu studieren.

Vor 25 Jahren wird sie Pastorin, am 15. Mai 1977 in Thale ordiniert.

 

Dabei verläuft ihre Kindheit ganz gegensätzlich, mit Kirche hatte in ihrer Familie in Berlin niemand was am Hut. Ganz im Gegenteil: "Ich wollte immer zu den Jungen Pionieren, weil mir das Halstuch so gefiel." Sie war auf dem Weg, eine "gute Sozialistin zu werden".

Doch als Ursula Meckel für ein halbes Jahr aufs Land muss, da geht sie auch zur Christenlehre. Der Kontakt zur Kirche bleibt nicht ohne Folgen. Zurück in Berlin, setzt sie den Unterricht fort. Zwar fehlt der Mut, nein zur Jugendweihe zu sagen – „Das hätte meine Mutter nicht zugelassen." -  doch vorher noch wird sie konfirmiert. Ursula Meckel ist nicht nur die typische Großstadt-Göre mit Berliner Herz und Schnauze. Sie hat weit mehr - eine entwaffnende, für manchen auch schwer zu verkraftende Ehrlichkeit. Deretwegen sie von  der Schule fliegt. "Das ist Sozialismus" hieß der Aufsatz, "Thema verfehlt" konnte niemand drunterschreiben.

Monate vorher hatte Meckel schon mit der Kirche gebrochen." Sie sagt selbst über sich, ein widerspenstiger Mensch zu sein, bis heute. Doch der Pfarrer gab ihr versöhnliche Worte mit auf den Weg: "Es ist schade, dass du gehst, aber wir freuen uns wenn du wieder kommst." Das hat ihr stark imponiert, zumal es keine leere Phrase sein sollte.

"Ich habe begriffen, dass eine Beziehung nicht zu Ende sein muss, nur wenn man anderer Meinung ist. Vergebung ist etwas ganz wichtiges, um Menschen zu helfen." Und sie ist wieder gekommen, hat dann Theologie studiert.

Gegen den Rat von  ihrer Tante Frieda, die  entsetzt ausrief: „Das kannst du doch nicht machen, du warst doch immer ein so fröhlicher Mensch!“

Die Fröhlichkeit hat sie nicht verloren. Ganz im Gegenteil. Der ihr eigene Humor mit einem Hang zum Sarkasmus überdauerte die Bespitzelung zu DDR-Zeiten genauso, wie die massive Verstärkung der Bürokratie in den Kirchen nach der Wende.

Meckel war und ist immer unbequem geblieben. Sie hat sich damit zu DDR – Zeiten in Gefahr gebracht, in große Gefahr. Als sie 1980 nach dem Freitod eines jungen Thalenser Konfirmanden, der wegen versuchter Republikflucht im Knast saß, 95 Briefe an Freunde und Bekannte in der DDR verschickt, schweben zehn Jahre Haft über ihr. "Ich habe es glücklicherweise erst nach der Wende erfahren", resümiert Meckel.

Unbequem blieb sie aber auch nach dem Einzug der Demokratie im Osten - zunächst als Stasibeauftragte des Kreistages. In ihrem Heimatort lehnte sie die ihr angetragene Ehrenbürgerschaft ab, weil ihr der Modus zur Verleihung ins Inflationäre abglitt. Und vor allem aber, weil sie nicht zusammen mit einem SED – Bürgermeister geehrt werden wollte.·

Die "kleine Prise geübter Frechheit" (ein Bischof über Meckel) treibt aber auch regelmäßig innerkirchliche Bürokratie- und Bedenkenträger zur Verzweiflung. Sie thematisiert Stellenabbau und Finanzsorgen der Kirche – und zwar öffentlich. "Zu Unrecht dürfen wir nicht schweigen, egal welche Konsequenzen es hat", lautet ihr Motto seit 25 Jahren. Am 15. Mai will sie das mit den Gemeinden, mit Kollegen und befreundeten Menschen in Thale feiern.

Um 19 Uhr sind alle eingeladen zu einer musikalischen Vesper in der St. Petri - Kirche mit Bläsern, Chormusik und Band; die anschließende Feier findet im Saal der St. Andreas - Gemeinde statt.



 · Ehrenbürgerin seit dem 13. Juni 2002


Mit dem 31. März 2014 endet mein Dienst im Pfarrbereich Kirchspiel Bad Suderode-Friedrichsbrunn, Kirchspiel Thale und der Kirchengemeinde St. Georg Warnstedt.

Ab dem 1. April 2014 bin ich Beauftragte für Springerdienste im Kirchenkreis Halberstadt.

Aus der Kirchenzeitung Glaube + Heimat:

 

 

 

Jetzt wird es ernst - die offizielle Verabschiedung am 31. Oktober 2014:

Gottesdienst 31. Oktober 2014

Wendegedenken – Reformation – Verabschiedung Pastorin Ursula Meckel

Liebe Versammelte,

heute vor 25 Jahren um diese Zeit war ich sehr viel aufgeregter als heute – in zweieinhalb Stunden würde hier in dieser Kirche eine Veranstaltung beginnen, von der niemand sagen konnte, wie sie ausgehen würde – wie viele kommen würden – ob es friedlich bliebe. Einige entschlossene Bürger/innen hatten eingeladen zu einem „Gebet für Land und Leute“ - … ein heute völlig harmloser Text, damals  staatsgefährdend gefährlich – die Handzettel wurden schnell entfernt, doch es hatte sich herumgesprochen.

Etliche sind jetzt hier, die damals auch dabei waren – um viele Erfahrungen reicher.

An diesen Reformationstag vor 25 Jahren erinnern wir.

Reformationstag – ein evangelischer Feiertag, den wir hier in Thale seit vielen Jahren ökumenisch begehen – so auch heute – ein zweiter Grund zur Dankbarkeit, weil das keineswegs überall selbstverständlich möglich ist.

Der dritte Anlass dieses Gottesdienstes: Nach 40 Jahren im kirchlichen Dienst werde ich verabschiedet - von den Kirchengemeinden und vom Kirchenkreis – entpflichtet vom Amt? – von der Pflicht zur Kür? – beziehungsweise verabschiede ich mich? - oder auch nicht?

Schaun wir mal.

Auf jeden Fall feiern wir jetzt einen Gottesdienst mit ganz viel Musik und dafür bin ich dankbar; dankbar allen, die ihn mit ausgestalten – und dazu gehören auch Sie alle hier, die zum Mitsingen eingeladen sind.

Dankbar bin ich vor allem dafür, dass wir uns versammelt haben im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Hilfe erwarten wir von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.

Chor + Gemeinde: Wo Menschen sich vergessen …

Gott, wir treten jetzt vor Dich mit unseren Erinnerungen, unseren Wünschen, unseren Befürchtungen und unseren Hoffnungen. Wir schauen zurück und nehmen Abschied – wir blicken nach vorn und haben Träume.

Ich möchte bewahren, was gut war in den vergangenen Jahrzehnten. Denn vieles war wunderschön, erfrischend, aufregend, überraschend neu – dafür danke ich, das will ich nicht missen.

Loslassen und bewahren - beides. Gott, gib mir den Mut, die Hände zu öffnen, um Altbekanntes loszulassen. Gib mir den Mut, die Hände zu öffnen und die Arme auszubreiten, um Neues, Unbekanntes zu begrüßen.

Gott, ich danke Dir, dass ich getragen bin von der Hoffnung, gehalten zu werden -  beflügelt von dem Glauben, dass Du Dich kümmerst - auch um mich. Begeistert von dem Glauben, dass Du da bist.

Du hältst die Zeit liebevoll in Deinen Händen. Du bist ewig. Gestern und heute und morgen. Kein Anfang, kein Ende. Die Zeiten kommen und gehen - Du bleibst und rufst zum Leben im Vertrauen auf Dich und Deine beständige Gegenwart. Du bist auch jetzt mitten unter uns. Das ist Grund, sich zu freuen – deshalb:

Jauchzet dem Herrn alle Welt!

Amen.

Chor + Bläser:     Psalm 100

Lesung = Prediger 3; 1 - 13                                   

Meine Hoffnung …

                Credo                                                        

Bläser:                 La nuit

PREDIGT-Einstieg

U.:     Sag mal bitte,  Angelika, findest Du nicht auch, dass das heute hier eine etwas seltsame Veranstaltung ist?

A.:     Wieso seltsam? Es ist ein schöner Gottesdienst in einer vollen Kirche mit aufmerksamen Menschen, viel Musik und guter Stimmung. Und weil aller guten Dinge drei sind, gibt es drei inhaltliche Schwerpunkte: Wende-Gedenken, Reformation und Deine Verabschiedung.

U.:     Wende-Gedenken und Reformation sind klar – aber meine Verabschiedung? Mein Dienst hier im Pfarrbereich endete schon vor sieben Monaten. Ich wohne weiter in der Gemeinde und gehöre zum Bläserchor und in der Stadt bleibe ich ebenfalls, sogar im Stadtrat. Und: Im Kirchenkreis und selbst darüber hinaus geht meine Arbeit weiter. Also was für ein Abschied?

A.: Kann es sein, dass Du Dich um einen Abschied drücken willst?

U.: mhm … Also, mein ältester Patensohn hat mir geschrieben: „Ruhestand KANNST Du gar nicht.“

A.: Weiche nicht aus! Kann es sein, dass Du Dich drücken willst vor dem Abschied? Weil das weh tut?

U.: mhm …

A.: Bisher hast Du das ja ganz geschickt geschafft – denn Dein Dienst im Pfarrbereich Thale endete ja bereits am 31. März – wie Du weißt…

U.: Und Du weißt: Jeder Abschied ist ein kleines Sterben.

A.: Gehts auch etwas weniger theatralisch? - Du weißt: Alles hat seine Zeit … steht doch so schön auf der Einladung: …

U.: Das ist wohl der Unterschied zwischen Theorie und Praxis - oder wie wir hier im Osten gesagt haben: Zwischen Marx und Murks. Ich weiß, dass ich mich dem stellen muss. Nur: Zum April hast Du hier eine neue Pastorin eingesegnet. Willst Du mich jetzt aussegnen? Das klingt so nach Beerdigung.

A.: Natürlich nicht! Aber z. B. entpflichten – Du MUSST jetzt nichts mehr tun, aber Du darfst noch – und Pastorin bleibst Du ohnehin (so lange Du es möchtest).

U.: mhm …

A.: Nun schwirre schon ab auf die Kanzel – oder hast Du nichts mehr zu sagen?

U.:   Na gut. J  Aber ich bleibe lieber hier unten – ich möchte ja nicht „von oben herab“ reden …

Neue Möglichkeiten zu leben und Frieden kommen von Gott, unserem Vater, und Jesus Christus, der für uns maßgeblich ist.                 Amen.

 

Liebe Anwesende,

gestern wurde ich am Telefon gefragt: „Freust Du Dich eigentlich auf den Gottesdienst morgen?“ und ich konnte ehrlichen Herzens sagen: „Inzwischen Ja! Ja, ich freue mich.“

Im April, als das eigentlich aktuell war, hätte ich das noch nicht gekonnt, denn es ist ja etwas dran, dass ich mich eigentlich irgendwie um diesen Abschied drücken wollte, weil eben jeder Abschied ein kleines Sterben ist und weh tut.

Heute ist das anders, weil nicht nur ein Lebensabschnitt zu Ende ging, sondern weil Neues, und für mich sehr Erfreuliches angefangen hat – und weil Wichtiges geblieben ist.

Loslassen und bewahren zugleich, Ende und Anfang.

Allerdings: Irgendwie lastet jetzt auf mir der Druck, ich müsse nun etwas ganz Bedeutsames und Kluges sagen – etwas zum Merken und Aufmerken – zum Abschied, der ja gar kein wirklicher Abschied ist. Denn es sind eben keine „letzten Worte“.      

Klar ist, ich bin nicht mehr die Pastorin von Thale, Warnstedt, Bad Suderode und Friedrichsbrunn – den Staffelstab im Pfarrbereich habe ich am Ostermontag weiter gegeben - aber ich bin und bleibe Pastorin und das gerne und bin dankbar für neue Herausforderungen und Aufgaben im Kirchenkreis und darüber hinaus – solange ich das kann und darf.

Normalerweise sitze ich unter den Bläser/innen – und das ist mir wichtig: Mitzublasen und vor allem Dazuzugehören. Ich möchte Teil einer Gemeinschaft sein, keine Einzelkämpferin. Aber heute gönne ich mir mal das Zuhören - dürfen.

Wendegedenken – Erinnerung an den Reformations-Abend vor 25 Jahren – damals wurden „Zeugnisse der Betroffenheit“ laut.

Ursprünglich wollte ich jetzt sagen, was mich heute betroffen macht. Dann ist mir noch rechtzeitig eingefallen, dass in unserem Land viel gejammert wird – und das meist auf sehr hohem Niveau. Das möchte ich nicht und habe auch keinen Grund dazu, vielmehr möchte ich am Ende einer langen Zeit im kirchlichen Dienst sagen, was mich dankbar macht.

Ich werde drei Kerzen der Dankbarkeit entzünden.

1. Die erste für das ehrenamtliche Engagement vieler Menschen, ohne das sehr vieles nicht möglich wäre - in den Kirchengemeinden – in den Kommunen – in Verbänden und Vereinen … über Parteigrenzen hinweg. Menschen, die nicht sagen „Was kriege ich dafür?“ und vor allem nicht: „Da kann man doch nichts machen“, sondern die sagen: „Da kann ICH was machen“ und das auch tun – zusammen mit anderen. Die nicht nur meckern und alles von anderen erwarten.

Dass viele den Mut haben, sich einzusetzen und kostenlos Zeit und Kraft opfern, auch wenn andere darüber den Kopf schütteln oder sich lustig machen, das finde ich einfach toll!

Mein Freund Erich Schweidler – er war Pfarrer an der St.Petri-Gemeinde und erster Nachwendebürgermeister in Thale – hat mir 1976 ins Gästebuch geschrieben: „Wer den Mut hat, sich unbeliebt zu machen, wer unbequem ist,  bringt die Entwicklung weiter. Mitmacher sind zwar bequem, aber langweilig.“

Sich anstößig zu verhalten bringt Anstöße – bringt in Bewegung – bringt weiter – macht die Welt etwas heller und wärmer, so wie diese Kerze.

2. Die zweite Kerze der Dankbarkeit entzünde ich für meine guten Erfahrungen mit der Ökumene – nicht nur aber auch hier in Thale.  Wir haben in den vergangenen Jahren vieles ganz unkompliziert gemeinsam gemacht, manchmal im Kleinen, dann auch im Größeren. Ich erinnere an den Ökumenischen Kreiskirchentag 2008, an die vielen Mitwirkenden beim Harzfest und 2009 beim Sachsen-Anhalt-Tag hier in Thale, bei den vielen Harzer Sommertagen, die wir ökumenisch gestaltet haben. 

Viel Gemeinschaft und Gemeinsamkeiten konnte ich erleben bei den großen Ökumenischen Kirchentagen in Berlin und München, bei Katholikentagen, den großen evangelischen Kirchentagen und bei den Reformationstagen, die wir hier in Thale seit langem zusammen begehen – mit gemeinsamen fröhlichen Mahlzeiten.

Noch trennt uns evangelische und katholische Christen manches voneinander, doch es gibt viele Schritte aufeinander zu.  

Im September habe ich in Halberstadt an einer Ökumenischen Vesper teilgenommen aus Anlass des kirchlichen Festes für den Frieden und die Einheit der Kirche. Ein katholischer Geistlicher führte dazu aus:

Wichtig bleibt, dass der Glaube und das Mahl anderer Konfessionen nicht richtig oder falsch, sondern ehrlich, aber eben anders sind. Diese Erkenntnis ist eine tragfähige Grundlage für Gespräche, die keinen Einheitsbrei als Ergebnis wollen. Selbst wenn es immer noch nicht nach einer zeitnahen Lösung aussieht: "Der Mauerfall vor 25 Jahren kam auch unerwartet!"

Beifall bekam er für seinen Satz: „Freiheit muss ich mir NEHMEN.“  Die bekommen wir nicht auf einem Silbertablett serviert. Wenn das nicht hoffen lässt!

Dafür die zweite Kerze, bei der ich auch an den Satz denke, der mir schon in der DDR-Zeit wichtig geworden ist: „Es ist besser eine Kerze anzuzünden als über die Dunkelheit zu jammern.“

3. Die dritte Kerze ist deutlich größer als die beiden anderen und das ist natürlich kein Zufall. Ich bin in einem nichtkirchlichen Elternhaus aufgewachsen und habe als Jugendliche ersten Kontakt zu Kirche und Glauben gefunden. Dankbar bin ich für die Kraft des Glaubens – für die Einladung zur Freiheit und zum aufrechten Gang.

Ein Spruch von Theodor Storm, den ich von meinem Konfirmator gelernt habe, hat mich geprägt: „Der eine fragt: Was kommt danach? Der andre fragt nur: Ist es recht? Und also unterscheidet sich der Freie von dem Knecht.“

Ich wollte FREI sein und habe im Glauben Freiheit gefunden und die Erkenntnis gewonnen: Gottesfurcht schützt gegen Menschenfurcht. Ich denke an Paulus in der Gefängniszelle: Er war gefesselt und predigte dennoch FREI das Evangelium. – Ich lebte in einem Staat, der seine Bürger/innen einsperren musste, damit sie blieben …

Diesen Zustand konnten wir beenden – friedlich – ohne Gewalt – mit vielen kleinen Kerzen, auch hier bei uns in Thale.

Dafür diese dritte große Kerze. Danke für alles!

Heute meine Verabschiedung aus dem offiziellen Dienst. Aber ich bin und ich bleibe Pastorin. Als Christin lebe ich in dem Wissen, ein Geschöpf zu sein – verantwortlich für mein Leben, für alles Tun und für alles Lassen – und angewiesen auf Gemeinschaft.  

Gott gibt dem Menschen viele Möglichkeiten und setzt ihm hilfreiche Grenzen. Wer sich vor Gott verantwortlich weiß, geht verantwortlich mit der Schöpfung, mit den Mitmenschen, mit sich selbst um.  

Jesus ist uns ein Vorbild: Er war unbequem und anstößig – hatte keine Angst vor den Mächtigen und Geduld mit den Unvollkommenen. Er blieb ehrlich und riskierte es, sich unbeliebt zu machen. Mit seinen Maßstäben lässt es sich leben: „Gott ist der Mensch, der uns menschlicher macht.“

Zum Schluss ein Satz vom „Ehrenbürger der Herzen“ unserer Stadt, dem katholischen Pfarrer Wolfgang Janotta, den ich beim Abschied von den Gemeindekirchenräten im März zitiert habe:

„Ich habe getan, was ich konnte. Den Rest muss der liebe Gott erledigen.“

Wird er – er hat ja Sie und Euch! J

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, als alle Skepsis und Vorsicht, bewahre unsere Herzen und Gedanken, unseren Mut und unsere Phantasie in Jesus Christus, unserem Herrn.       Amen.

*****

Angelika Zädow:

Liebe Ursula, liebe Gemeinde,

nach 38 Jahren in Thale und 40 Jahren im kirchlichen Dienst wirst Du, liebe Ursula, heute aus diesem Dienst verabschiedet. Dass Du daran lange geknabbert hast, ist kein Geheimnis. Und ja, das ist sicher schwer, nach einer solchen Zeit alles „sein“ zu lassen, was vier Jahrzehnte tagtäglich das Leben und die Zeit prägte, den Tagesrhythmus vorgab, Herz und Verstand beschäftigte: Lektoren und Organistinnen für die Gottesdienste und Amtshandlungen zu finden, die Gemeindebriefe zu gestalten und den Beiträgen „hinterher“ zu laufen, Besuche zu machen, die Anfragen des Kreiskirchenamtes zu bedienen, Gruppen und Kreise zu organisieren und noch viel mehr. Das alles hört nun auf nach 40 Jahren.

Diese Zahl spielt übrigens in der Bibel immer wieder eine Rolle: 40 Tage und Nächte dauerte die Sintflut, 40 Jahre dauerte der Zug des Volkes Israel durch die Wüste, Mose weilt 40 Tage auf dem Berg Sinai, um die Gebote zu empfangen, der Prophet Elia geht 40 Tage und Nächte zum Berg Horeb und Jesus fastet 40 Tage in der Wüste.

So unterschiedlich diese Erzählungen sind -  zwei Dinge verbinden sie. Erstens: In dieser Zeit begegnen sie Gott. Und ich wünsche Dir und Ihnen, liebe Gemeinde, dass Sie im Nachdenken über die gemeinsame Zeit im Pfarrbereich Thale auch sagen können: Da gab es Momente und Augenblicke der Gemeinschaft, in denen wir uns des Glaubens sicher waren oder wurden.

Zweitens: Nach dieser Zeit veränderte sich das Leben der Menschen. Dieser Zeitpunkt ist nun für Dich, und Ihre Gemeinden gekommen. Sie alle haben eine neue Pastorin, die nun mit Ihnen Leben und Zeit im Pfarrbereich Thale gestaltet und auf dem Weg des Glaubens weiter geht, anknüpft an das was war und ganz andere Wege wagt.

Und du, liebe Ursula, wagst ja bereits andere Wege, hilfst Gemeinden im Kirchenkreis über die Zeit von Vakanzen hinweg. Hältst Gottesdienste und Amtshandlungen, organisierst und berätst. Der Rhythmus Deiner Zeit ist nun anders. Aber die Zeit an sich bleibt. Du hast nun die Freiheit, sie nach Deinen Wünschen nach Deiner Lust woanders zu gestalten und ohne Amtspflichten. Von Herzen wünsche ich Dir, dass Du diese Freiheit nutzen und Deine Zeit füllen kannst.

So Gott will, noch 40 Jahre, Amen.

 

Liebe Ursula,

vor Gott und dieser Gemeinde endet hiermit Dein Dienst im Pfarrbereich Thale, der Dir übertragen war. Alle Zuständigkeiten und Pflichten liegen nicht mehr in Deinen Händen. Was Dich in Deiner Arbeit beschwert hat, was unfertig blieb oder Sorgen macht, legen wir in die Hände Gottes, der allein aus allem ein Ganzes zu machen vermag. Nichts soll Dich beschweren, nichts soll Dich betrüben. Gott wird Dich tragen und begleiten auf Deinem weiteren Lebensweg.

Gebet:

Gott, Du Anfang und Ende der Zeit: Wir danken Dir für den Dienst von Pastorin Ursula Meckel, für die Zeit, die sie hier gewirkt hat. Und bitten Dich: Segne unsere Schwester im Glauben. Stärke sie mit Deinem Wort. Schenke ihr Mut und Zuversicht. Das bitten wir Dich durch Jesus Christus, der mit Dir und dem Heiligen Geist unserem Leben einen neuen Anfang schenkt. Amen.

Segen

Gott segne dir den Blick zurück und den Schritt nach vorn. Er schenke dir eine Melodie, die dich wie ein Lachen durch den Tag begleitet und Menschen, die ihre Arme um dich legen wie ein wärmender Mantel. So segne dich…

 

31. Oktober 2014

http://www.kirchenkreis-halberstadt.de/kk/rueckblicke/2014/abschiedmeckel.php

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Volksstimme Wanzleben vom 22. März 2017

Ursula Meckel ist „das Ass im Ärmel“

Pastorin im Ruhestand übernimmt die Vakanzvertretung in Kroppenstedt / Gemeindepädagogen nehmen Abschied

Von Christian Besecke

 

Pastorin Ursula Meckel übernimmt ab dem kommenden Wochenende

die Vakanzvertretung in Kroppenstedt. Die beiden ordinierten Gemeinde-

pädagogen Jürgen und Ilse-Marie Vogel verlassen den Ort nach über 30 Jahren.

Pastorin im Ruhestand, Ursula Meckel (von links), Ilse-Marie Vogel, Superintendentin Angelika Zädow und die Gemeindekirchenratsvorsitzende von Kroppenstedt, Beate Könnecke, vor dem Pfarrhaus in Kroppenstedt.

Foto: Christian Besecke

Pastorin Ursula Meckel übernimmt die Vakanzvertretung im Kirchspiel Wegeleben wie auch in Kroppenstedt.

Von  Christian Besecke

 

Kroppenstedt Die Pastorin im Ruhestand, Ursula Meckel, kennt sich im Bereich der Vakanzvertretungen bestens aus. Seit drei Jahren kümmert sie sich um Amtshandlungen und Gottesdienste. Der Bereich Hessen (Osterwieck) wird von ihr schon zweieinhalb Jahre versorgt. Bis zum Sommer wird sie diese Aufgabe weiter wahrnehmen. Danach konzentriert sie sich ganz auf die Stadt Kroppenstedt und das benachbarte Kirchspiel Wegeleben.

Mittlerweile hat die Pastorin an der Aufgabe Gefallen gefunden. „Ich habe in drei Jahren in 57 Orten zu tun gehabt“, erläutert sie. „Die Arbeit ist faszinierend und ich lerne auf diese Weise viele interessante Menschen kennen. Es geht zunächst darum, Vertrauen aufzubauen und Kontakte zu knüpfen.“ Das sei für sie alles sehr spannend, wobei sie zunächst von der Idee alles andere als begeistert gewesen sei. Das bestätigt auch die Superintendentin Angelika Zädow vom Kirchenkreis Halberstadt.

„Ich habe dem Gedanken skeptisch gegenüber gestanden, dann aber die Vorteile dieser Springerstelle schnell erkannt“, plaudert Ursula Meckel aus dem Nähkästchen.

„Ein halbes Jahr vor meinem Dienstende in Thale habe ich die Stelle an eine junge Kollegin übergeben.“ Dann stürzte sie sich in das „Abenteuer“ und war schnell begeistert. „Es ist ja so, dass ich als Pastorin die Amtspflichten und Gottesdienste übernehme – also ureigenste Dinge, die die Stelle eines Pfarrers eigentlich ausmachen“, erklärt sie. „Und das begeistert mich persönlich. Die ganzen anderen Sachen fallen weg und werden von den Mitgliedern der Gemeindekirchenräte übernommen.“ So gebe es natürlich Absprachen mit den Verantwortlichen vor Ort, die aber in der Regel auch alle Vorbereitungen treffen. Der Kirchenkreis könne auf „fitte Gemeindekirchenräte“ zurückgreifen, die großes Vertrauen genießen würden.

Ähnlich stellt sie sich den Ablauf in Kroppenstedt vor. So werden im benachbarten Kirchspiel Wegeleben die Gottesdienste inzwischen so gelegt, dass sie die Pastorin auch wahrnehmen kann. Dazu zählen dann Wochenendtermine an beiden Tagen. Im Ruhestand könne die Geistliche nun ihren Traumberuf auch richtig ausleben.

„Über 30 Jahre waren es die Leute gewohnt, dass im Pfarrhaus das Licht brennt“, sagt die scheidende Ilse-Marie Vogel. „Das wird nun nicht mehr so sein.“ Sie und ihr Mann Jürgen ziehen nach Quedlinburg. „Ich war zuvor ein Jahr im Krankenstand“, erläutert sie. Weitere kirchliche Aktivitäten nehme ihr Mann über die Landeskirche wahr, sodass ihn der Weg auch weiterhin nach Kroppenstedt führe.

„Ich habe dem Gedanken skeptisch gegenüber

gestanden, dann aber die Vorteile dieser

Springerstelle schnell erkannt.“

Ursula Meckel, Pastorin

Ursula Meckel, die fast 40 Jahre in Thale tätig war, ist nun „das Ass im Ärmel des Kirchenkreises Halberstadt“. Im Sommer wird der Bereich in Hessen umstrukturiert, sodass sie sich voll auf die neue Springeraufgabe konzentrieren kann.

Zudem nimmt sie noch weitere Aufgaben wahr. So ist sie die Öffentlichkeitsbeauftragte des Kirchenkreises und hält in dieser Funktion die Webseite desselben auf dem neuesten Stand. Außerdem organisiert sie die Emeriti, der 50 Ruheständler im Kirchenkreis angehören. Das sind ehemalige Pfarrer, die sich etwa alle drei Monate treffen. Im Mai begeht die Pastorin übrigens ihr 40. Ordinationsjubiläum.

Ihren Weg geht jetzt auch der Kirchenmusikdirektor Gottfried Biller – Organisator des Quedlinburger Musiksommers. „Er will jetzt mitspringen“, verrät Ursula Meckel schmunzelnd. Beide haben schon über lange Jahre zusammen gearbeitet. Organisten sind im Kirchenkreis ebenfalls sehr rar gesät. Angelika Zädow ist davon angetan. „Wir sind auf dem Weg zu einem Springerteam im Verkündigungsdienst“, fasst sie den Vorgang in Worte.

In Kroppenstedt ändern sich einige kirchliche Angebote. So finden die Frauenkreise vorerst monatlich statt. Die Angebote für Kinder und Jugendliche werden erst einmal überregional geregelt. Ansprechpartnerin ist hier die Gemeindepädagogin Brigitte Schattenberg.

In Kroppenstedt arbeitet man an einer örtlichen Lösung. Beate Könnecke hält hier als engagierte Gemeindekirchenrats- Vorsitzende die Fäden mit in der Hand. „Wir werden uns dazu austauschen“, sagt sie. „Es ist uns wichtig, die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen hier bei uns fortzuführen.“ Derzeit stecke man mitten in den Planungen. Auch Orgelkonzerte werden weiterhin in der Kroppenstedter Kirche  stattfinden.

Für den Sonntag, 26. März, ist ein Gottesdienst zur Verabschiedung von Ilse-Marie Vogel vorgesehen. Um 14 Uhr wird sie von ihrem Amt entpflichtet. Mit dabei werden Ursula Meckel und Angelika Zädow sein. Das Compenius-Quartett spielt dazu in der Kirche.

„Im Kirchenkreis Halberstadt sind mehr Pfarrstellen offen, als es Geistliche gibt, die diese auch besetzen könnten“, sagt Angelika Zädow. „Daher sind sogenannte Springer eine gute Möglichkeit, die Amtspflichten auch sicherzustellen. Ursula Meckel sei zudem sehr flexibel einsetzbar. „Wenn dann noch die Begeisterung hinzukommt, ist das eine gute Sache“, findet die Superintendentin.

Die spätere Verfahrensweise in Kroppenstedt sei im Augenblick noch offen. „Wir befinden uns in Gesprächen“, versichert Angelika Zädow. „Daher kann ich noch nichts Offizielles dazu sagen.“ Man werde aber darüber informieren, sobald man zu einem Entschluss gekommen sei.

 

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 MZ, Lokalausgabe Quedlinburg vom 10. Mai 2017:

40jähriges Ordinationsjubiläum: